Von Paris nach London - Thomas Tuchel


Die Gerüchte verdichten sich: Nach dem Aus für Frank Lampard steht ein neuer Name ganz oben auf der Liste der möglichen Nachfolger als Trainer des FC Chelsea. Im Verein hatte sich am Wochenende trotz des Sieges im FA Cup gegen Luton Town ein Wechsel angedeutet und wurde mit der Kündigung von Lampard auch vollzogen. Ein Nachfolger musste her. Die Londoner blickten nach Paris. Besser gesagt: Sie nahmen den ehemaligen Trainer des französischen Meisters ins Visier.

Tuchels Vertrag bei PSG war für viele überraschend kurz vor Weihnachten aufgelöst worden. Jetzt war er also kurzfristig frei, um diese neue Aufgabe anzutreten. Viel Erfahrung hat der 47jährige in Paris mit den Wünschen und Vorstellungen eines starken Vereins-Besitzers gemacht. Statt mit einem Araber aus Katar hat Tuchel es also künftig mit einem in Russland geborenen Israeli zu tun.

Doch greifen wir dem aktuellen Stand nicht vor, sondern spekulieren wir noch kurz über die Auswirkungen dieses Trainerwechsel für die Premiere League und für das deutsche Trainer-Handwerk. Ein weiterer deutsch-sprachiger Trainer neben Jürgen Klopp und dem Österreicher Ralf Hasenhüttl bereichert die bekannteste Fussball-Liga der Welt. Er trifft auf drei deutsche Nationalspieler, die schon länger - Rüdiger - oder ganz frisch - Haverts & Werner - sich dem Londoner Verein angeschlossen haben. Die gemeinsame Marschrichtung muss nach oben gehen. Platz 9 in der Liga ist zu weit weg vom internationalen Geschäft.

Jetzt müssen gemeinsam schnell Punkte gesammelt werden. Auch im Achtelfinale der Champions League mit Begegnungen im Februar und März gegen den aktuellen Tabellenführer der spanischen Liga Atlético Madrid erwartet die Clubführung ein Weiterkommen unter die Besten Acht Europas. Das Thomas Tuchel liefern kann, hat er bei PSG bewiesen. Auch das er - teilweise sogar selber verletzt und beim Gehen gehandikappt - ein Starensemble leiten kann. Wenn jetzt noch die Chemie zwischen ihm und dem jungen, aber schon sehr teurem Kader stimmt, wird es in London wieder viel zu jubeln geben. Herzlichen Glückwunsch dem FC Chelsea zu dieser Wahl, herzlichen Glückwunsch auch Thomas Tuchel, der durch seine bisherigen Erfolge und seine Akribie diese große Chance verdient hat.

P.S.: Aus dem Blickwinkel des FC Bayern scheint dieser Wechsel auch positiv zu bewerten sein. Für die Zeit nach einer Flick-Ära, die durchaus noch einige Jahre dauern wird, stehen somit schon mehrere bis dahin mehr und mehr gereifte Kandidaten zur Wahl. Denn neben Tuchel, wird der deutsche Rekordmeister auch die Entwicklung von Julian Nagelsmann - aktuell noch in Leipzig - im Blick behalten. Und auch für Jürgen Klopp wird die Tür offen bleiben, wenn er in der Premiere League gereift, irgendwann erneut in der Bundesliga arbeiten will. Wir können gespannt sein und genießen bei den Übertragungen von SKY noch mehr deutsche Namen zu hören.